Aufgabe
Dieser Stegreif war Teil einer ganzen Reihe von Spaßstegreifen am Institut für Industrielle Bauproduktion. Im Gegensatz zu normalen Stegreifen ging es hier nur im weitesten Sinn um die Lösung einer architektonischen Aufgabe. Diese bestand darin, eine Konstruktion zu finden, die es ermöglicht ein rohes Ei bei einem Sturz aus 10 Metern Höhe so zu schützen, dass es nicht zerbricht. Zur Lösung stand allerdings nur ein Blatt Papier DIN A4 mit dem Gewicht 80 g/m2 zur Verfügung. Alle Verbindungen durften ebenfalls nur aus diesem Blatt gefertigt werden, Klebstoff war nicht zulässig und führte zu Abzügen in der Benotung.

Erste Idee
Der erste Gedanke war aus dem Blatt eine Art Fallschirm zu bauen, der den Sturz bremst und damit die Kräfte beim Aufprall für das Ei in einem niedrigen Bereich hält. Allerdings sollte es laut Aufgabenstellung nicht nur auf die sicherte Landung des Eis ankommen, sondern auch auf die Originalität der verwendeten Konstruktion, weshalb ich mich für eine anderes Konzept entschied.

Konzept
Statt den Luftwiderstand eines Fallschirms auszunutzen, wollte ich ein anderes - bionisches - Prinzip verwenden, dass in der Natur zum Beispiel die Verbreitung der Ahornsamen garantiert. Ein Flügelprofil aus zwei unterschiedlich langen Teilstücken sollte durch Rotation einen gewissen Auftrieb erzeugen und dadurch den Sturz bremsen. Die unterschiedliche Länge der Teilflügel sollte durch die Asymmetrie den Beginn der Rotation fördern. Das Ei selbst befindet in der Tüte, die durch Papierverbindungen mit dem Flügel verbunden ist. Die Tüte ist dabei mit einem gefaltetem Papierstück ausgekleidet, das die Aufprallenergie aufnimmt.

Test
Der erste Prototyp wurde durch den Abwurf aus dem vierten Stock eines Treppenhauses getestet. Der Abwurf erfolgte mit leichtem Drall, um die Rotation anzuregen. Schon nach ungefähr einem Geschoss Fallhöhe drehte relativ schnell der Flügel und bremste damit den Sturz. Der Aufprallschutz tat sein übriges und das Ei überlebte. Da durch die Energieaufnahme der Aufprallschutz verformt wurde und damit 3 cm kürzer wurde, musste für den offiziellen Test ein neues Modell gebaut werden.

Offizieller Test
Der offizielle Test durch das Institut für Bauplanung erfolgte im Hof des Architekturgebäudes. Wie immer bei dieser Art von Stegreif war sowohl die Beteiligung, als auch das anwesende Publikum sehr zahlreich. Vor dem Abwurf wurden die Konstruktionen mit einer Hebevorrichtung auf die 10 Meter Höhe gezogen, von wo sie dann ausgelöst wurden.

Nach nur ungefähr einem Meter Fallhöhe drehte sich der Flügel 180° um die horizontale Achse und trudelte in dieser Haltung bis zum Aufschlag. Da das Ei in seinem Behälter auf der Oberseite ungeschützt war zerbrach es beim Auftreffen auf den Boden. Ähnliche Konstruktionen, wie die Tüte zum Schutz des Eis waren im Test so stabil, dass sie auch ohne Flügel, oder Schirm das Ei sicher landen ließen. Hauptproblem war wahrscheinlich der Abwurf ohne Anfangsdrall in Verbindung mit der schiefen Aufhängung an der Abwurfkonstruktion.

Reload
Großer Spaß, von den Tests aus dem Treppenhaus bei Dunkelheit, damit einen die Nachbarn nicht für bekloppt halten bis zu Happening im Hof der Architekturfakultät. Zeichnung der Struktur im CAD als besondere Herausforderung.