Aufgabe
Ziel des Stegreifs "Leben mit dem Bauhaus", der 1999 vom Institut für Grundlagen der Gestaltung herausgegeben wurde war, zu untersuchen, inwieweit Produkte aus dem Baumarkt zur Konstruktion eines architektonisch anspruchsvollen Gartenhauses verwendet werden können. Aus diesem Grund durften nur Baustoffe aus den einschlägig bekannten Baumärkten verwendet werden, nicht erlaubt waren Produkte von Baustoffhändlern, sowie Sonderanfertigungen. Das Gartenhaus sollte sich selbstverständlich von der Gestaltung der marktüblichen Blockhütten abheben, die als Fertigbausätze in den Baumärkten zu erwerben sind.

Gartenhaus über Eck; Foto: Martin Busbach

Konzept
Die Konzeptionsmöglichkeiten des Gartenhauses war nur durch wenige Rahmenbedingungen eingeschränkt. Eine war die Vorgabe der zu verwendeten Produkte, die andere war die Idee, dass es für dieses Gartenhaus keinen spezifischen Ort geben sollte, für den es entwickelt werden sollte. Es wurde folglich für die relative Beliebigkeit der Wohngebiete konzipiert. Aus diesen Vorgaben entstand die Idee eines eigenständigen Bauwerks, eine einfache Kiste in der Kiste, die sich durch ihre Form in nahezu jedes Umfeld integriert.

Standorte
Bei der Analyse eines durchschnittlichen Neubaugebiets auf mögliche unterschiedliche Standorte ist schnell zu erkennen, dass Gartenhäuser in der Regel an einer Grenze des Grundstücks positioniert werden, meist mit dem Eingang in Richtung des zugehörigen Hauptgebäudes, auf diese Tatsache wurde bei der Fassadengestaltung Rücksicht genommen.

Nutzung
Das Gartenhaus sollte durch seine Konstruktion auf unterschiedliche Art zu nutzen sein, egal ob als Geräteschuppen, Gartenhaus, Werkstatt, oder Wochenendhaus im Schrebergarten, jede Nutzung sollte mit minimalen Änderungen möglich sein. Aus diesem Grund wurde als Grundriss für den Einraum die einfache Form des Quadrats gewählt.

Tragkonstruktion
Das Traggerüst wird gebildet aus Holzstützen, die in der Standardlänge von drei Metern verwendet werden, durch diese Abmessung entsteht ein Kubus mit ca. 3x3x3 Metern Kantenlänge. Statt Fundamenten werden Bodenanker aus dem Baumarkt verwendet, die üblicherweise Zaunpfosten in der Erde verankern. Die Höhe des Fertigfußbodens der Bodenkonstruktion aus 4cm starken Dielen liegt ca. 20 cm über dem Bodenniveau des Gartens, sodass das Gartenhaus ohne Zuhilfenahme einer gesonderten Stufenkonstruktion betreten werden kann und auch die tragende Zangenkonstruktion nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Die gleiche Zangenkonstruktion trägt auch das Dach, bestehend aus MDF - Platten mit einer Zwischenkonstruktion zur Herstellung einer geringen Dachneigung. Die Dachdichtung erfolgt mittels Dachpappen, die umgeschlagen und mit Dachlatten, oder Aluwinkeln befestigt werden.

Gartenhaus, Detail; Foto: Martin Busbach

Fassade
Bei der Fassadengestaltung verfolgte ich das oben beschriebene Konzept einer Kiste in der Kiste. Die innere Kiste bildet den Raumabschluss durch eine Beplankung der Tragkonstruktion aus MDF - Platten mit aussteifender Wirkung. Auf diese Hülle wird die Hinterlüftung mittels Dachlatten sichergestellt, der Wetterschutz erfolgt durch die äußere Hülle aus Well - PVC. Diese Hülle ermöglicht eine weitgehend wartungsfreie, sowie umweltfreundliche Nutzung des Gartenhauses, dadurch dass die empfindlichere MDF - Hülle vor der Witterung geschützt wird und daher ein chemischer Schutzanstrich nicht benötigt wird. Die Dachlatten für die Hinterlüftungsschicht bilden gleichzeitig das Fassadenraster. Im mittleren der 3x3 Felder einer Seite befindet sich auf der linken und rechten Seite eine Fensteröffnung, deren Laibung als Kante in der Fassade sichtbar ist und damit auch durch die zweite Hülle das Fenster noch deutlich erkennbar wird. Diese Fensteröffnung ist nur zur Belichtung gedacht, die Belüftung erfolgt gemäß den physikalischen Gesetzen durch einen mit Fliegengitter abgedeckten Lüftungsschlitz unterhalb des Daches. Begünstigt wird das Raumklima im Sommer durch die große Raumhöhe, sodass sich die warme Luft in den oberen Regionen sammeln kann und nicht die in handelsüblichen Gartenhäusern vorhandene stickige Atmosphäre entsteht.

Auf der Rückseite wurde auf eine Fensteröffnung verzichtet, da das Gartenhaus mit dieser Seite wohl meistens an der Grenze zum Nachbargrundstück aufgestellt wird. Auf der Vorderseite befindet sich der Zugang über eine große Schiebetür, die auch das bequeme Einlagern von sperrigen Gegenständen ermöglicht, sowie an sehr heißen Tagen die Lüftung unterstützt. Die Tür besteht gemäß dem Konzept der Kiste in der Kiste aus zwei Teilen, einem geschlossenen inneren Teil, der verriegelt werden kann und einem Teil aus Well - PVC, der bei offener Innentür trotzdem ein wettergeschütztes Arbeiten bei guten Lichtverhältnissen ermöglicht.

Kosten
Rechnet man mit den Preisen des Bahr - Baumarkts in Karlsruhe, so kommt man auf reine Materialkosten für die gesamte Konstruktion in Höhe von ca. 2500 DM (Stand 1999). Berücksichtigt man die Tatsache, dass die bewusst einfach gehaltene Konstruktion von einem Heimwerker aufgestellt werden kann, so erhält man zu diesem Preis ein, verglichen mit dem Baumarktangeboten, größeres Gartenhaus.

Verwirklichung
Sollten Sie Interesse an diesem Gartenhaus oder einer abgewandelten Fassung haben, so kontaktieren Sie mich einfach.

Reload
Von der Wahl der Materialien (zu?) sehr praxisnah. Vom Grundsatz weiter verfolgenswert - Kleingärten(!), die programmatische quadratische Struktur sollte aber einer eleganteren Lösung weichen. Die „abgefahreneren“ Ideen der Mitstudierenden waren allerdings bezüglich Materialität sehr bewundernswert.